(c) Andrea Wagner
 

Musterweben

Die etwas begrenzteren Mustermöglichkeiten des Kammwebens kann man mit Musterweberei immens erweitern. Dabei werden die Kettfäden so manipuliert, dass sie auf der Unter- bzw. Oberseite des Bandes zu liegen kommen und Muster bilden, die über das 2-Reihen-Schema hinausgeht. In Skandinavien und dem Baltikum werden noch heute traditionell gemusterte Bänder mittels eines Webkammes oder eines schlichten Fadenlitzenstabs hergestellt. Besonders schöne Exemplare zeigt die traditionelle Bandweberei in Litauen. Seiten mit wunderbaren Bildern findet ihr in der Linkliste.

Ich selbst habe mich noch nicht sehr intensiv mit der gemusterten Bandweberei beschäftigt und gebe meine bescheidenen Erfahrungen hier deswegen weiter, weil ich von verschiedenster Seite schon um eine Anleitung für das Band auf der Kammweben-Hauptseite gebeten wurde. Daher kann es sein, dass meine Erklärungen dazu etwas holprig ausfallen und eventuell nicht wirklich allgemein verständlich sind. Für Verbesserungen in der Erklärung bin ich sehr dankbar - also mailt mir, wenn noch etwas zum Verständnis fehlt oder gar ein Schritt falsch ist!

So, legen wir also los...

Für das gemusterte Kammweben brauchen wir zusätzlich zur Grundausstattung (Kamm, Garn und evtl. Schiffchen) noch einen Lesestab, mit dem die Kettfäden manipuliert werden sollen. Dabei handelt es sich um einen längeren flachen Stab, der sich gut in das Fach einführen lässt. Fürs Erste würde z.B. ein einfaches Schullineal genügen. Inzwischen habe ich auch gute Erfahrungen damit gemacht, einfach mit den Fingern zu manipulieren. Dies geht aber nur bis zu einer gewissen Musterfadenzahl.
Beim Garn sollte das Material für die Musterkettfäden dicker sein als das der Hintergrundfäden. Beispielsweise kombinieren sich Filethäkelgarn und Baumwoll-Sockengarn (für ca. Nadelstärke 3 bei Stricknadeln) ganz gut für einen ersten Gehversuch.

Die Kette wird wie folgt eingezogen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die jeweils äußeren 4 Fäden bilden den Rand. Dazwischen befinden sich 5 Musterfäden, die sich abwechselnd auf Loch und Schlitz verteilen und Hintergrundfäden, die sie umgeben. Zentraler Schlitz = zentraler Musterfaden (wenn zentral ein Loch liegt, dann alle Angaben im Folgenden , auch heben/senken vertauschen!)
Die Inkle-Weber lesen das Muster wie folgt: S=ohne Litze, L=Litze
Webt man nun wie gewohnt, entsteht folgendes Muster:

Um nun mit den Musterfäden auch tatsächlich ein Muster zu machen, muss die Kette mit dem Lesestab bzw. mit den Fingern manipuliert werden. Als Beispielmuster machen wir eine einfache Rhombe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Musterbild zeigt NUR die 5 Musterfäden! Der Rand und die Zusatzfäden bewegen sich wie gewohnt und sind daher unerheblich.

Ein schwarzes Feld zeigt, dass der Musterfaden an der Oberseite des Gewebes sichtbar ist, ein weißes zeigt, dass sich der Musterfaden an der Unterseite des Gewebes befindet bzw. nicht an der Oberseite sichtbar ist.

Da wir zunächst nur eine Fadenmanipulation an die Oberseite machen, sieht der Hintergrund weiterhin aus wie das oben gezeigte Grundmuster.

Die Raute:
Ausgangspunkt:3 Musterfäden sind an der Oberseite (=Reihe 2 in der Vorlage). Würde man nun den Schussfaden einlegen und den Kamm wieder in die andere Richtung bewegen (heben bzw. senken), würden diese Fäden wieder an die Unterseite gehen. Der mittlere Musterfaden soll allerdings an der Oberseite bleiben! Darum muss nun manipuliert werden und dies geschieht in mehreren Schritten:
!: Schussfaden einlegen und Kamm heben. Die 3 Musterfäden sind nun alle an der Unterseite (und die äußersten 2 bleiben das auch!).
2. Die Manipulation: durch das Fach greifen und den mittleren Musterfaden entweder mittels Lesestab oder mit den Fingern nach oben heben. Der mittlere Schussfaden flottiert nun und man hat die mittleren drei Musterfäden in unmittelbarer Nachbarschaft (=Reihe 3)
3.Schussfaden einlegen und Kamm senken. Der mittlere Musterfaden ist nun ohne Manipulation an der Oberseite, dafür aber nicht Musterfäden 2+4, die nun manipuliert werden müssen. Dabei geht man genauso vor wie in Schritt 2. Ergebnis entspricht Reihe 4.
4. Schussfaden einlegen und Kamm heben und nun wieder den mittleren Musterfaden manipulieren (=Reihe 5).
5. Ohne Manipulation weiterweben, bis die nächste Raute gewünscht wird.

Und schon kann man nun auch das Muster von der Kammweben-Hauptseite nachweben.